Das duale System als Botschaft nutzen, die Betriebe und Schüler/-innen zusammenzubringen

Diskussions-Event am BKG „Wandel gestalten in Ausbildung und Beruf“

In Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung NRW fand im Berufskolleg Glockenspitz Krefeld eine Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „Wandel gestalten in Ausbildung und Beruf“ statt. Mit dabei waren Vertreter/-innen von Bundestag, Landtag, F.E.-Stiftung, IHK, Stadt und natürlich Azubis von den Krefelder Berufskollegs.

Vor der prominent besetzten Podiumsdiskussion im Berufskolleg Glockenspitz zum Thema „Rahmenbedingungen für Ausbildung und Beruf verbessern: Wer gestaltet die Arbeitswelt von morgen?“ begrüßte der Glockenspitz-Schulleiter Oliver Lenz die zahlreich erschienenen Gäste der Veranstaltung. Viele davon waren Auszubildende, die nicht nur vom gastgebenden BK Glockenspitz kamen. Auch vom BK Uerdingen und dem Berufskolleg Kaufmannsschule hatten sich Azubis verschiedener Berufe und Ausbildungsjahrgänge eingefunden, um nach der Diskussion noch gemeinsam an drei Arbeitstischen drängende Fragestellungen, Lösungen und Verbesserungsvorschläge rund um die Berufsausbildung zu erarbeiten. „Gerne haben wir uns als Schule gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung dem wichtigen wirtschaftlichen und politischen Thema Rahmenbedingungen für Ausbildung und Beruf angenommen.

Wieder mehr Wertschätzung in der Gesellschaft für Ausbildungsberufe

Wir sind immer dazu bereit, unseren Teil für Verbesserungen für Auszubildende beizutragen. Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle noch ganz herzlich bei der Friedrich-Ebert-Stiftung und unserer Schülervertretung SV für die tolle Organisation des Events“, so Oliver Lenz. Grußworte von der 1. Bürgermeisterin der Stadt Krefeld, Gisela Klaer, verstärkten nochmals die Botschaft, die von dieser Veranstaltung ausgehen sollte. Gleich zu Beginn der Diskussionsrunde mit Ralf Claessen (Vorsitzender IG Metall Niederrhein), Jan Dieren (MdB SPD-Fraktion, Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales im Deutschen Bundestag), Erdem Kelce (Schüler der dreijährigen Berufsfachschule am Berufskolleg Glockenspitz im Bildungsgang Gestaltungstechnischer Assistent), Britta Ollers (MdL CDU Fraktion, Mitglied im Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales im Landtag NRW) und Daniela Perner (Industrie- und Handelshandelskammer Niederrhein, Geschäftsführerin Berufliche Bildung und Handel) wünschte sich Moderator Florian Frenster (Schülersprecher am Berufskolleg Glockenspitz) das Ausbildungsberufe wieder die Wertschätzung bekommen, die sie gesellschaftlich verdienen.

Als große Aufgabe für die Zukunft sieht Daniela Perner (IHK) die beiden Parteien „Betriebe/Unternehmen“ und „potentielle Azubi-Kandidat/-innen“ zusammenzubringen. Sie berichtete von leicht rückläufigen Zahlen der besetzten Azubi-Stellen und möchte diese Entwicklung natürlich gerne wieder umdrehen. Noch immer sind zahlreiche Stellen unbesetzt, sprich, wer sich für eine Ausbildung in Handwerk, Industrie und Handel entscheidet, hat eine größere Auswahl. „Ein Problem ist häufig, dass sich die Betriebe erst einmal bekannt machen müssen. Das machen wir zum Beispiel mit Azubi-Speeddatings, Berufsorientierungsmessen in Schulen oder auch zentralen Plätzen. Die Schülerinnen und Schüler müssen aber erst einmal Interesse haben“.

Früh die Hand heben, wenn etwas nicht stimmt

Erdem Kelce, Schüler der dreijährigen Berufsfachschule am Berufskolleg Glockenspitz im Bildungsgang Gestaltungstechnischer Assistent, zeigte auf, was nach Rücksprache mit Azubi-Kollegen, alles nicht rund läuft in Punkto Ausbildung. Qualität im Betrieb, Überlastung im Alltag, teilweise unzureichende Vergütung, Mangel an Anerkennung, sich daraus ergebende fehlende Motivation und die stockende Digitalisierung waren seine wichtigsten Kritikpunkte.
Ralf Claessen (IG Metall) lud in der Diskussion junge Menschen und Azubis dazu ein aktiv in einer Gewerkschaft, den Jugendorganisationen mitzugestalten und damit Veränderungen anzustoßen bzw. umzusetzen. Die zuvor genannten Kritikpunkte unterstütze er. „Es kann nicht sein, dass ein Konditor in der seiner Ausbildung nur mit einer finanziellen Zulage des Betriebes über die Runden kommt. Wichtig sei für ihn auch, dass die Betriebe früh eine Übernahme-Perspektive und damit eine Sicherheit schaffen. Seine Bitte: früh die Hand heben, wenn etwas nicht stimmt! Die duale Ausbildung sei für ihn als Markenbotschafter aber eine super Sache. Dabei unterstütze er kollektive Regelungen zwischen Betrieben und Arbeitsnehmer/-innen.

Der Fachkräftemangel und Arbeitskräftemangel brachte Britta Ollers (CDU, MdL) in die Runde ein: „Das ist jeden Tag für uns in der Landespolitik ein großes Thema“. Auch Ollers forderte die gesellschaftliche Wertschätzung für die duale Ausbildung zu erhöhen. Zudem habe sie festgestellt, dass Eltern noch immer einen großen Einfluss auf die Ausbildung bzw. Wahl der Ausbildung haben. Alle müssten zusammenarbeiten, damit es in Sachen Ausbildung wieder nach vorne gehe. Gleichzeitig bedankte sie sich bei den Anwesenden Azubis für ihr Engagement. „Wir brauchen Euch und brauchen jeden von Euch!“.

Auch Jan Dieren (SPD, MdB) hob die gesamtgesellschaftliche Bedeutung und Anerkennung von klassischen (Ausbildungs-) Berufen heraus. „Wer Abi macht, geht normalerweise nicht in die Ausbildung. Das Prestige der Nicht-Akademischen Berufe gilt zu verbessern und zu stärken“. Ebenso sollte es seiner Meinung nach möglich sein, sich mit einem Ausbildungsgehalt selbstständig zu machen und sich so als junger Mensch weiterzuentwickeln. Dem stehen zur Zeit allerdings zwei Probleme entgegen: hohe Mieten und teilweise zu geringe Ausbildungsgehälter. Mit einer Ausbildung schaffe man, laut Dieren, aber Sicherheit und etwas, worauf man stolz sein könne.

Wie sieht der Wunschbetrieb für Auszubildende aus?

Der einstündigen Diskussion schloss sich ein World Café an, bei dem an drei Tischen in größeren Runden die Fragestellungen 1. Wie sieht euer Wunschbetrieb aus? 2. Wie müssen sich Arbeitsbedingungen ändern, damit Ihr auch eure Freunde von eurer Ausbildung überzeugen könntet? und 3. Wie setzt Ihr euch für bessere Rahmenbedingungen ein? intensiv diskutiert wurde. Dabei mischten sich die Prominenten der Podiumsdiskussion unter die Azubis. Gemeinsam und in einem offenen und unkomplizierten Austausch wurden dabei die unter den Nägeln brennenden Dinge angesprochen.

Die Ergebnisse des Word Cafés wurden auf drei große Plakate geschrieben und im Anschluss in einer Fischbowl-Diskussion mit der Überschrift „Unser Auftrag an die Politik“ den Vertreter/-innen von Bundestag, Landtag, F.E.-Stiftung, Gewerkschaft, IHK, Stadt mit auf den Weg gegeben.

Uli Geub

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